Das Titelbild dieser Wochenschau ziert die von der Redaktion -wobei vermutlich im Moment der Großteil der Weltbevölkerung einen individuellen aber ähnlichen Favoriten hat- aktuell meistbesuchte Homepage. Deren Inhalt, wer hätte es in diesen Wochen geahnt, beschreibt täglich die Entwicklung der pandemischen Situation im Gastland. Nachdem die Redaktion kurz vor dem totalen Stillstand -wegen einer anderen gesundheitlichen Frage- ausgeflogen wurde, beobachtet man dies sehr wachsam. Ebenso wie auf dem restlichen Globus ist die Entwicklung in Ghana -um im Jargon des AA zu bleiben- mehr als „dynamisch“ und im Moment ist die Zukunft dort sehr schwer einzuschätzen.
Andererseits sind natürlich Dinge wie z.B. social distancing auf diesem Kontinent nur denkbar schwer umzusetzen. Soziale Distanz ist hier lediglich für den gut bis hervorragend situierten Teil der Bevölkerung möglich. Für den Rest bedeutet jegliche soziale Distanz keine Einnahmen und damit eine fehlende Mahlzeit für die Familie. Dazu kommen weitere Schwierigkeiten wie, dass sich bspw. Hände waschen ohne fließend Wasser zuhause schwer umsetzen lässt. Der Weg zum öffentlichen Wasserhahn, Quelle o.ä. mit vielen, vielen anderen -egal ob auf dem Land oder in der Stadt- ist ohne soziale Distanz ausgeschlossen.
https://www.aljazeera.com/indepth/opinion/africa-social-distancing-privilege-afford-200318151958670.html?fbclid=IwAR1EQWBLw_d4UNE8ocqw2S_5HBRlXPVtGbaC5GxgVl7iKGswY9Cvw52UZ2w
https://www.graphic.com.gh
https://thebbcghana.com/photo-ive-arrested-spiritually-coronavirus-from-entering-ghana-archbishop-duncan-williams/
Aber auch wenn die klassisch, afrikanische Lösung den Virus durch Gebete zu verbannen leider nicht funktioniert hat, so hat der Kontinent dennoch einen größeren Erfahrungsschatz mit Krankheiten dieser Größenordnung. Diese wird die medizinische Unterversorgung nicht ausgleichen können, dennoch haben Ebola o.ä. Erfahrungswerte geliefert die sich heutzutage auszahlen werden. Über eine Dekade an Reisen nach Westafrika hat man sich über Einreisebestimmungen, Impfpasskontrolle und Fieber Tests amüsiert. Mittlerweile lacht darüber niemand mehr und der Kontinent profitiert von diesen seit langer Zeit vorhandenen Strukturen. Dazu kommt ein klar hierarchisches Denken, Anweisungen werden - ohne durch Kontrollinstanzen zu gehen- zügig und ohne zu hinterfragen umgesetzt. Aus demokratischer Sichtweise könnte man dabei durchaus Nachteile erkennen, bei der gebotenen Eile durch die weltweit bestehende Situation kann dies auch von Nutzen sein. Der größte Vorteil des Kontinents dürfte allerdings die Altersverteilung und die damit einhergehende fehlende Überalterung der Gesellschaft sein. Lediglich 3% der Bevölkerung sind über 63, dafür 41% unter 15 Jahre alt und dieses wird noch durch eine andere physische Konstitution verglichen mit unserer westlichen Wohlstands- und Wegwerfgesellschaft unterstrichen.
Ob dies ausreicht um fehlende medizinische Einrichtungen auszugleichen bleibt abzuwarten. Aktuell kann man für die Menschen in den betroffenen Ländern nur hoffen dass ihnen Szenen wie anderenorts auf diesem Globus erspart bleiben. Leider zeigt sich bereits weltweit, dass dieser vielerorts trendige Populismus ein Luxus ist den man sich leisten können muss. Denn auch ein Trump, Erdogan, Orban, Bolsonaro, you name it, spüren, dass die Akten der Sachlichkeit steigen (Nr.12, Die ZEIT), sobald die Börsenkurse abstürzen. Die Stimmungspolitik solcher Demagogen, Fantasten und Maulhelden wirkt plötzlich sehr viel weniger attraktiv. Hoffentlich ist der Preis, den die Menschen dafür zahlen werden, nicht allzu hoch. Zum Glück hat sich die Regierung des Gastlandes an der Allianz der Vernunft orientiert, Ausgangssperre, Kontaktverbot, geschlossene Grenzen etc. eingeschlossen. Es wäre den Menschen dort mehr als zu wünschen, dass ihre Anstrengungen belohnt und sie vom Schlimmsten verschont bleiben.
Wann die Redaktion wieder zurückkehren kann ist im Moment allerdings völlig offen. Die Lage wird beobachtet und man hofft auf eine baldmögliche Normalisierung. Bis dahin wünscht die Redaktion der verehrten Leserschaft in diesen Tagen vor allem Gesundheit grüßt vom alternativen Apfelwein-Sundowner!